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4 Jahre Garantie

10. July 2006, von Daniele Pucci

Von Grosso bis Grosso. Oder der Mann, der uns im Achtelfinale gegen Australien den Elfmeter herausholte bis zu dem, der den letzten entscheidenden Elfmeter reinhaute. Grosso ist unser WM-Held und nicht Totti. Auch Materazzi, der Torschütze im Final, ist unser Held, und nicht Toni. Auf jeden Fall will ich bei den nächsten Weltmeisterschaften nie mehr so leiden und bangen müssen wie gestern, auch wenn dies den Fussball auszeichnet, denn keine andere Sportart ist so derart spannend und unberechenbar.

i.ch-b.in/weltmeisterWir sind Weltmeister. Campioni del mondo. Diesen Satz habe ich gestern so viel ausgesprochen wie nie in meinem ganzen Leben zuvor.

Den Pokal nach 24 Jahren wieder in den Händen tragen zu können ist phantastisch und kommt nicht jeden Tag vor. Diese Momente muss man geniessen, und meine Azzurris haben es mehr als verdient, oder gab es da draussen eine Mannschaft die dies mehr verdiente? Vier Italiener wurden von der FIFA als beste Spieler nominiert, gewonnen hat Zidane, auch wenn er gestern als Verlierer vom Platz ging. Für mich ganz klar aber Cannavaro der beste Spieler der WM, was der kleine Mann so geleistet hat, das ist Weltklasse!

Die WM ist vorbei, der Sommer ist immer noch da und dieses Mal haben wir den Pokal nach Hause mitgenommen. Mit 4 Jahren Garantie.

Der Fuss Gottes

5. July 2006, von Daniele Pucci

Ein Spiel dauert 90 bzw. 120 Minuten. Ein erfolgreicher Trainer in Italien hat mal gesagt: «Ein Spiel dauert so lange bis der Schiedsrichter abpfeift». Auf jeden Fall war ich gestern, wie bei jedem Spiel meiner Azzurri, beim Bellevue unter den Tifosi, und litt und hoffte bei jedem Ballwechsel. Als die Deutschen bereits das Elfmeterschiessen sahen, wusste ich genau, dass wir so verlieren würden, denn Nerven haben wir eben nicht so dolle und der Lehmann hat sicher auch schon den Spick parat gehabt. Auf der anderen Seite war den Italienern auch klar, dass sie das Elfmeterschiessen irgendwie vermeiden müssen, nur wie eben? weiter…

Azzurri über alles

4. July 2006, von Daniele Pucci

Ich weiss es echt nicht, wie es heute abend endet, ein Sieg oder eine Niederlage gegen Deutschland. Zumindest haben wir an einer WM noch nie gegen die Deutschen verloren. Statistiken mögen interessieren oder nicht, das ist nun halt mal Tatsache. Dass sich die deutsche Presse so ausgiebig mit uns Italienern beschäftigt macht mich stolz, denn wenn man so fest Angst hat zu verlieren, und die Deutschen haben heute sehr viel zu verlieren, dann fliegen die Parolen als wären es Sandkörner am Meer, oder so was in der Art…

Also, heute abend muss es kein 4–1 mehr sein, wie an dem florentinischen Abend im vergangenen März, sondern ich wäre auch mit einem 1–0 in der letzten Minute der Nachspielzeit mehr als zufrieden, vielleicht sogar mit einem umstrittenen Elfmeter von Inzaghi, denn an einer WM muss man nicht schön spielen, sondern einfach nur gewinnen. Oder interessiert man sich in 3 Jahren wie man gewonnen hat?

Unentschieden 1 - 1

4. July 2006, von Arne Völker

Bei de Rossi war es klar, deutlich und sofort unübersehbar. Bei Frings etwas unklarer und viel später geahndet. Dafür steht’s diesmal schon vor dem Spiel auf dem Rasen 1 - 1 Unentschieden – nach Schlägen.

Nicht ganz so unentschieden steht es in den Medien: Deutschland führt bei den Beleidigungen. Italien dafür in Sachen Wut.

Wo soll das nur hinführen?

Freu mich auf die Deutschen

30. June 2006, von Daniele Pucci

Ich freu mich auf die Deutschen. Aber die müssen erst mal die Argentinier nach Hause schicken, lieber Arne. Ein Halbfinale gegen die Deutschen, ja das wäre toll. Dann könnten wir auf dem Platz gewinnen, schliesslich haben die Deutschen bereits mit Worten gewonnen. «Die Welt zu Gast bei Freunden» sollte der inoffizielle Slogan der WM sein, wobei man da gewisse Freunde nicht haben will, wieso nicht?, vielleicht Angst und Respekt vor dem Gegner?

Zuerst müssen wir mal die Ukrainer weghauen, denn auf dem Papier haben wir schon 4–0 gewonnen, und alles andere als einen Sieg will ich gar nicht in Betracht ziehen. Vielleicht bekommen wir Italiener bei diesem Match auch noch ein paar unerwartete Fans, denn ich kann mir viele wütende Schweizer vorstellen, die weinende Russen, pardon Ukrainer sehen wollen.

Meine einzige Sorge ist, dass der Totti einen Elfer bekommt und ihn auf seine Weise, ihr wisst schon, schiessen will…

Totti’s Löffel

27. June 2006, von Daniele Pucci

Die Augen von Totti haben mir beim Achtelfinale gestern sehr viel verraten. Er war heiss wie ein Tiger der sein Steak bekommt und nur noch drauf wartet es zu verspeisen. Totti behielt die Nerven. Und er machte das Ding rein. Eigentlich ist ja der Pirlo unser erster Schütze bei einem Elfmeter, aber der Totti wusste genau das er es schaffen wird. Nochmals zurück zum Elfmeter. Als erstes dachte ich, und auch Trainer Lippi dachte dasselbe, hoffentlich schiesst Totti den Ball normal und nicht wie er sie sonst auch gerne versenkt, nämlich als «Cucchiaio», «Löffel» wie man bei uns sagt.
Eine riskante Art den Ball ins Netz zu befördern, sogar die Schweizer wissen jetzt wie das geht, beim Penalty-Krimi gegen die Ukrainer, hat der junge ukrainische Stürmer den Ball genau gleich elegant ins Tor begleitet. Man trifft den Ball nicht stark, sondern lüpft ihn von unten ganz fein, dann dreht der Ball sich mehrmals um sich selber, bis er in Zeitlupen-Geschwindigkeit im Netz landet. Er macht so eine Art Bogen und wenn der Torhüter noch steht, dann kann er ihn ganz leicht fangen.

Eines ist mir nun sicher, die WM von Totti fing gestern in der 95. Minute erst an.

Aber im Halbfinale müssen wir uns gewaltig was einfallen lassen, denn die Deutschen oder die Argentinier werden uns vorher schon fordern, und die kann man sicher nicht so einfach an der Nase herumführen wie gestern die Australier.

Flasche noch nicht leer

23. June 2006, von Daniele Pucci

Ich warte immer noch auf mein T-Shirt, aber ich habe ja noch (viel) Zeit es zu tragen. Am liebsten würde ich es am 9. Juli tragen, aber so weit sind wir noch lange nicht. (Ausser in mir, da kribbelts und die Euphorie hat mich wieder eingeholt.) Gut, wir haben wieder gespielt wie immer oder fast immer, besser als gegen die Amerikaner, sicherlich, und eben haben wir italienisch gespielt, ist ja klar dass wir nicht brasilianisch, deutsch oder argentinisch spielen, schliesslich sind wir was wir sind. Und da bin ich doch stolz. Von den Italienern erwartet niemand das wir zaubern und das Publikum unterhalten, dazu waren wir noch nie fähig, den einen gefällts, den anderen nicht, mir egal, an einer WM da zählt eben nicht wer das schönste Tor schiesst oder wer die schönsten-fantastischten-was-auch-immer Tricks und Finten macht, sondern es zählt nur eins: gewinnen. Sonst wären die Brasilianer schon 13mal Weltmeister geworden und die Deutschen und Italiener würden sich eine WM teilen.

Nun beginnt meine WM erst recht, am Montag müssen wir gegen die zächen Australier ran, auf dem Papier einfach, auf dem Platz schwerer, aber der Lippi wird seine Jungs sicher gut vorbereiten, und das man ja niemand unterschätzt, denn sonst sind wir dann schnell mal unter den Rädern. Hoffentlich bekommen wir keinen so von der Rolle getretenen Schiri wie der Mister Poll, der hat ja alles falsch gemacht beim Kroatien-Spiel was man falsch machen kann.

Freu mich auf die Schweiz

22. June 2006, von Daniele Pucci

Wenn die Azzurri heute endlich mal wieder zeigen was sie können, und das lassen was sie nicht machen sollten, dann bin ich zuversichtlich dass wir die Tschechen aus dem Turnier werfen können. Genau, für mich beginnt heute schon eine Art K.O.-Runde, ein Sechzehntel-Final oder so: Rein oder raus! Heute überstanden sehe ich mit vollem Optimismus die Endphase, denn ein Viertelfinale gegen die Schweizer ist nicht mehr so weit entfernt, sofern sich beide natürlich Mühe geben und, ohne Fleiss kein Preis! Forza Italia!

Black Saturday

19. June 2006, von Daniele Pucci

Ich hatte am Samstag gemischte Gefühle nach dem 1:1 gegen die Amerikaner. Zum einen war ich froh, dass wir unser «schlechtes Spiel» doch noch hatten, und zwar lieber früh als spät. Und zum anderen war ich enttäuscht, nicht nur schlecht gespielt, sondern auch schlechte Werbung für den italienischen Fussball gemacht. Die rote Karte des römischen Hitzkopfes war mir zu viel. Wie auch die Auswechslung von Totti nach der Karte, ich kann Lippi nicht verstehen, er sagt immer für ihn ist Totti unverzichtbar, aber wieso nimmt er ihn dann gleich raus. An diesem Samstagabend ging alles schief, wie bei jeder WM, hatten die Azzurri ihr schlechtes Spiel, manchmal viele manchmal wenige, aber lieber früher als wenns dann zu spät ist. In diesem Sinne ist unsere WM noch lange nicht vorbei, zumindest möchte ich die Sorgen des tschechischen Trainers nicht haben.

Einwechseln ohne auszuwechseln

16. June 2006, von Arne Völker

Wir begrüssen neu im Team den Mann, der schneller über die Linie ins Spielfeld gestürmt ist als irgendwer vor ihm:

i.ch-b.in/italien schreibt Daniele Pucci, 30, Zürich. Wenn er nicht Layouts schöner macht, stylt er seine Frisur nach der neuesten italienischen Mode. Ausser über Handys oder andere Errungenschaften der technischen Neuzeit begeistert er sich vor allem für eines: für Fussball.

Kaum eingeladen, schon geschrieben. Daniele, dieses Tempo lässt Grosses hoffen…