i.ch-b.in/berlin

Nur echter Trash ist echter Trash

29. July 2006, von Arne Völker

Jedes Mal, wenn ich in Berlin bin, finde ich es total toll, wie wenig da durchgestylt ist. Wie schrammelig Läden daherkommen und wie schlecht designt. Im Grunde ist dort ja kaum etwas von der Sorte Branding durchdrungen, wie sie einem hier in Zürich schon fast gar nicht mehr auffällt, weil sie so perfekt ist und allumfassend in ihrer Präsenz.

Aber warum finde ich es dann, wenn’s dann nicht mehr echt ist, sondern stattdessen virtuell wird, plötzlich gar nicht mehr lässig? Warum finde ich das nicht sexy? Und das nicht grossartig? Es würde mir doch meine Heimat auf den Bildschirm bringen. Oder etwa nicht?

Du bist Arne Friedrich

2. June 2006, von Arne Völker

Das hätte mir diese Kampagne namens «Du bist Deutschland» damals eigentlich sagen können, sie hätte sogar recht gehabt. weiter…

Football’s Coming Home

29. May 2006, von Arne Völker

Corner RugIrgendwie bekommt derzeit alles eine Schlagseite Richtung Fussball. Auch so eine Veranstaltung wie der Designmai in Berlin. Von dort wollte ich euch eigentlich schon lange eine Nachlese dessen bringen, was mir aufgefallen ist. Aber das musste, wie alles, wegen krank warten. Anfangen mit der Nachlese will ich mit einem Stück, für das wie kein zweites gilt: Football’s Coming Home, It’s Coming… Platz dafür ist in der kleinsten Ecke. Nur ein bisschen Geld brauchts: 500 Pfund will der Online-Store Mixko für das Stück Rasen aus echter Britischer Wolle.

Eine Übung in Demut

24. May 2006, von Arne Völker

Die Ausscheidungen für den Grand Prix d’Eurovision haben meine Nase auf etwas gestossen, dass mir seit einem Jahrzehnt entgangen war: die Existenz eines kleinen Landes namens Former Yugoslav Republic of Macedonia.

Ich hielt das erst für einen schlechten Scherz der griechischen Gastgeber beim Grand Prix 2006, Mazedonien so zu benennen. Tatsächlich aber, wie mich wikipedia aufklärt, hat Griechenland seinen kleinen Nachbarn nicht nur beim Grand Prix, sondern auch in den alltäglichen diplomatischen Beziehungen zu seinem merkwürdigen Namen gezwungen – was die früher jugoslawrepublikanischen Mazedonier demütig akzeptierten.

In dieser Demut will ich Mazedonien folgen, wenigstens versuchsweise. Wie wäre es für die Stadt meiner Herkunft also mit: The city without the army of the Federal Republic of Germany? Oder gleich in der Nomenklatur des Nachbarn: Selbständige politische Einheit Westberlin?

Es grüsst herzlich, The Blogger formerly known as Arne Völker.

Von England lernen

15. May 2006, von Arne Völker

Johnnys Suche nach dem passenden Fussball-Trikot hat mich auf eine Idee gebracht: Warum machen wir das eigentlich nicht wie die Engländer? Die gehen ja schliesslich auch mit einem englischen Trikot an die WM und nicht mit einem britischen, auch wenn sie seit Ewigkeiten Teil eines Staates namens Great Britain sind.

Ich weiss, vielen in Deutschland fällt es leicht, ein Bayern-Trikot zu tragen. Mir persönlich wäre es lieber, ich dürfte auch in Sachen Nationalmannschaft Berlin tragen. Aber bis die regionale Spaltung der deutschen Nationalmannschaft verwirklicht ist, bleibt auch mir leider nur dieser Weg: i.ch-b.in/2006/05/15/wegen-wm-doch-deutschland.

PS: Wer von euch mag während der WM hier bei i.ch-b.in darüber schreiben, was man von England sonst noch so lernen kann - und damit i.ch-b.in/england begründen? Dann sofort hier in den Kommentaren eintragen oder Mail an weltmeister@i.ch-b.in

Keine Zeit für die Revolution

5. May 2006, von Arne Völker

RevolutionBilly Bragg singt ja, die Revolution sei nur ein T-Shirt entfernt. Weit gefehlt: Nach so viel T-Shirt-Machen bin ich dermassen erschöpft, dass ich ein paar Tage frei brauche. Und darum auch keine Zeit für die Revolution habe – ein üblicher Grund in Berlin, mit dem man auf Laternenmasten seine Teilnahme absagt. (Mit der Maus genau hingucken auf dem Bild.)

PS: Ich fahr übrigens nach Hamburg, wo vermutlich die Revolution nicht stattfindet. Ich aber vielleicht jemand treffe, der von sich sagen könnte: i.ch-b.in/hamburg.

Wenn du Deutschland bist, wer bin dann ich?

1. May 2006, von Arne Völker

Vor einer Weile hat eine Werbekampagne versucht mir weiszumachen, ich sei Deutschland. Sie hat mich direkt angesprochen, mich geduzt dabei, und mir gesagt: «Du bist Deutschland.» Ich fand das daneben.

Ich fands nicht erst daneben, als Bilder davon auftauchten, dass dieser Spruch schon mal Nazis als Transparent neben einem Bild von Adolf Hitler gedient hat, wie es Johnny Haeusler im spreeblick.com zeigt – wäre ja auch unwahrscheinlich, wenn deren Propaganda-Maschine sich diese Headline hätte entgehen lassen.

Ich fands nicht nur deshalb daneben, weil die Kampagne aus der satten Position des Erfolgswerbers daher kommt. Und es schnell zynisch wirkt, wenn so einer im Du mit dem Zeigefinger auf diejenigen zeigen lässt, die gefälligst ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen sollen, worüber sich Patrick Breitenbach im werbeblogger zu recht aufregt.

Sicher: auch deshalb fand ich diese Kampagne daneben.
Aber vor allem, weil sie einfach falsch ist.

Niemand, den ich kenne, ist Deutschland – und das liegt nicht daran, dass ich keine Deutschen kenne. Im Gegenteil: eigentlich hat sogar die Mehrheit der Menschen, die ich in meinem Leben je kennengelernt habe, die deutsche Staatsbürgerschaft. Aber ich kenne wenige in meinem Alter, die – im Ausland von Ausländern befragt – als erstes erzählen, sie seien Deutsche.

Wer wie ich aus Berlin stammt, sagt: «Ich komme aus Berlin.» Das macht die Sache einfach: Man ist nicht Deutschland. Sondern etwas, was viele anderswo für wirklich cool halten. Und ich nehme an, das machen nicht nur Berliner so. Wenn Amerikaner oder Japaner etwas typisch deutsches bauen wollen, dann schreiben sie hinterher «Hofbräuhaus» über die Tür und verkennen, dass sie vor allem etwas bayerisches kopiert haben – und nur über diesen Umweg irgendwie auch etwas deutsches.

Bevor also noch eine weitere Welle werblicher Stimmungsmache uns einreden möchte, wenn wir nur endlich Deutschland wären, würde es uns allen besser gehen, möchte ich hier mit euch darüber nachdenken, was wir wirklich sind.

Ich zum Beispiel werde deshalb hier darüber schreiben, dass und warum i.ch-b.in/berlin. Ausserdem darüber, wie ausserdem i.ch-b.in/schweiz – denn da lebe ich seit einigen Jahren. Und auch wenn das geografisch fast tausend Kilometer voneinander entfernt ist, in meinem Herzen liegt es dicht beieinander.

Zwischendurch werde ich auch sonst alles, was ich auf der Suche nach meiner Identität herausfinde, mir auf die Brust schreiben und der Welt stolz zeigen. Und ich hoffe, ich bin nicht der einzige. Denn jede Diskussion ist einfach fruchtbarer mit mehreren Teilnehmnern.

Also: Macht mit. (Wie das geht, steht hier.) Und zeigt der ganzen Welt, wer ihr seid.

Nicht vergessen, ehrliche Preise!

15. March 2006, von Arne Völker

In regionalen TV-Spots meiner Kindertage pflegte der Berliner Teppichhändler Hosni Sabet mit seinem unnachahmlichen Nahost-Akzent immer zum Abschluss seinen Claim aufzusagen: «Und nicht vergessen: Ehrliche Preise!»

Diese Spots waren schlecht gemacht. Aber inhaltlich ein Vorbild – und gerade deshalb so wertvoll. Hatte diese Spots auch irgendwer von den Verantwortlichen bei der Lufthansa in Erinnerung? Oder ist man bei der Lufthansa-Tochterfirma Swiss von ganz alleine darauf gekommen, den Preislügen ein Ende setzen zu wollen?

Frisch aus meiner Mailbox:

Ist irgendwer da draussen im Besitz von Aufzeichnungen der Spots von Sabet? Lasst es mich wissen, bitte.

Deutschland sucht das Casting

25. February 2006, von Arne Völker

Es gibt gute Nachrichten: Bei Deutschland sucht den Superstar (DSDS) ist Möchtegern-Star Didi Knoblauch entfernt worden und bei Germany’s Next Top Model wird Micaela Schäfer eben nicht Top. Die schlechte Nachricht: Ganz Deutschland wird zur Castingshow. Erste Spuren zeigen sich in Berlin, Bezirk Prenzlauer Berg, wo die ehemalige Kastanienallee bereits ihren Namen entsprechend geändert hat.

Sind wir nicht alle ein bisschen Texter?

24. February 2006, von Arne Völker

Und schon wieder einmal wurde der Beweis geführt, dass es Werbetexter im Grunde nicht wirklich braucht. Heute von einer Berliner Reinigungsfirma*, die – ausser mit dem Text – auch keine Probleme mit der Sauberkeit ihres weissen Autos hat:

*Name der Redaktion bekannt