Berlin, Hauptstadt Deutschlands. Wenn ich irgendwo müsste feststellen können, ob die Kampagne «Du bist Deutschland» seiner Zielgruppe Mut gemacht hat, dann doch hier. Oder?
Und tatsächlich: Der neue Mut lässt sich im Strassenbild auch bereits ausmachen. Es gibt noch mehr Matratzen-Abhollager als bei meinem letzten Besuch Anfang Dezember. Und die geben wirklich alles, das kann ich euch sagen. Damit ihr bei denen günstig einkaufen könnt, drücken sie ihre Lieferanten in wirklich allen Belangen. Da wird selbst an der Beschriftung gespart. Und so geht’s ohne Punktchen halt noch ein paar Cent gunstiger.
Die Frage aber bleibt: Ist der Boom des Matratzenhandels ein hoffnungsvolles Zeichen für einen nachhaltigen Aufschwung? Oder machen hier nur ein paar besonders Abgefeimte einen schnellen Euro mit all jenen, denen’s elend geht? Ich vermute nämlich, die Matratzenhändler machen’s wie die Kaufhäuser bei Platzregen. Die platzieren dann nämlich ihr ganzes Sortiment an Regenschirmen schön in der Nähe der Ein- und Ausgänge.
Was aber braucht man plötzlich sehr dringend, wenn das Übel für rund fünf Millionen Menschen in Deutschland nicht aus Regen besteht, sondern aus zu viel Zeit und dem Mangel an Gründen, morgens aufzustehen? Richtig: Ziemlich bald Ersatz für die durchgelegenen Matratzen.
Du bist Deutschland, also liegst du. Dabei könnstest du aufhören, Deutschland zu sein. Stattdessen anfangen, Deutschland zu machen.